Der letzte Mentsch

Marcus überlebte Konzentrationslager, änderte nach der Befreiung seinen Namen und ließ sich in Deutschland nieder. Die Vergangenheit verdrängte er, bis sie den nun über 80-jährigen wieder einholt. Da er sich nach jüdischer Tradition beerdigen lassen will, braucht er einen Beweis für seine Identität - die eintätowierte Häftlingsnummer genügt den Rabbinern nicht. So chauffiert ihn die Deutschtürkin Gül in sein ungarisches Geburtsdorf, wo ihn jedoch keiner mehr kennt. Nur eine blinde Frau scheint ihn erwartet zu haben. Mario Adorf und Hannelore Elsner tragen die Identitätssuche eines Holocaust-Überlebenden, der seine jüdische Herkunft ein Leben lang negierte, während Katharina Derr die Perspektive einer neuen Generation und eines anderen Kulturkreises einbringt. Dies birgt Melodramatik, der der französische Dokumentarfilmer Pierre-Henri Salfati mit einem bündigen, unsentimentalen Roadmovie ausweicht, ohne das innere Drama von Sehnsucht nach Identität und schmerzender Erinnerung zu leugnen, dies aber mit Lebensfreude und Humor kontert.